20.09.2013
Mein erstes Hurley-Spiel
Hier in Irland steht der pure Kapitalismus-Sport ‚Fußball‘ nicht wirklich im Fokus der Aufmerksamkeit, sondern hier wird Hurley geschaut, Football gespielt oder eben
Wetten bei Pferderennen abgegeben. DAS ist die sportliche Präferenz. An einem sonnigen Samstag kam ich dann auch einmal in den Genuss, ein sogenanntes Hurling-Game zu besuchen. Wow. Was für ein
Entertainement. Erst einmal musste ich mich mit den Regeln vertraut machen. Jeweils am Ende des Feldes steht ein Tor. Auf dem Tor befinden sich 2 weiße Stäbe. Das ganze sieht dadurch aus wie ein
‚H‘ – es gibt einen Goalkeeper wie beim Fußball und ich glaube, 11 weitere Spieler pro Mannschaft auf dem Feld. Die Spieler sind mit verschiedenartig farbigen Helmen zu sehen (ich denke, die
Einteilung erfolgt nach Verteidigung, Angriff und bla bla bla), und zudem sind sie mit einem Hurley-Schläger bewaffnet – der ein oder andere wird so etwas schon einmal gesehen haben. Nun ja,
jedenfalls ist das Ziel des Ganzen Trubels, den Ball (etwa in der Größe eines Tennisballs) mit dem Schläger in das Tor zu befördern. Dabei darf der Ball nicht die ganze Zeit in der Hand gehalten
werden – er muss nach so und so vielen Schritten entweder abgegeben oder mit dem Hurley geschlagen werden. Das erfordert eine Menge Koordination. Landet der Ball bei Erfolg im Tor gibt es 3
Punkte, sogenannte Pints (keine Ahnung, ob die Rechtschreibung stimmt) – geht der Ball oben drüber, aber innerhalb der 2 Stäbe gibt es 1 Punkt. Yeah, also ich kann euch sagen, das Spiel war mega
zackig und brutal. Erst einmal haben die Spieler keinen wirklichen Schutz außer dem Helm – und die haben oft den Körper des anderen mit dem Schläger getroffen. Sofern es einmal zu kleinen
Streitigkeiten auf dem Feld kam (und das war oft der Fall), wurde das sogleich von Mann zu Mann geklärt – nämlich mit Prügel. Da fingen die einfach mal so an, sich auf dem Feld gegenseitig mit
Fäusten die Meinung zu geigen – wahnsinn, und da kam kein Pfiff vom Schiri – ich habe mich eh die gesamte Zeit gefragt, was der Schiedsrichter überhaupt auf dem Feld sucht – der hat eh nie
wirklich was gemacht oder eingegriffen. Ansonsten hat jedes County seine eigene Mannschaft. An diesem Tag aber haben zwei Mannschaften aus demselben County (Kilkenny) gespielt. An dem Tag war
wirklich schönes Wetter, viele Menschen waren dort. Währenddessen die Mannschaften spielten, vergnügten sich die Kinder am Rand mit ihrem eigenen Hurley-Spiel. Die Hurleys gab es in jeglichen
Größen, von klein bis groß. Das Witzige war, dass auf der anderen Seite des Feldes so ein kleiner Hügel war, und da haben nebenbei schön die Kühe auf der Wiese geweidet.
Der Herr im schwarz-gelb gestreiften Trikot übrigens ist ein Spieler der Mannschaft des County Kilkennys, in dem ich lebe.
17.09.2013
He Ho. Heute ist der erste richtige, ALSO SO RÜÜÜSCHTÜÜSCHe dolle verregnete Tag und ich habe durch einen großartigen Zufall den Morgen frei und muss nicht ‚arbeiten‘. Yippie, somit kann ich mich an diesem verregneten Tag (Gebt dem Regen 5 min und ihr seid durchweicht bis uff de Schlüppi) endlich wieder einmal ein Lebenszeichen von mir entsenden.
Zunächst einmal erzähle ich euch von meinen zwei letzten Day-offs. Also vor 2 Wochen startete ich gemeinsam mit einem anderen Mädel ins Abenteuer. Wir hatten den Golf, wir hatten uns und keinen Plan, wo wir eigentlich hinwollten. Ziel: Irgendwo an die Küste. Ich fuhr das Auto zum ersten Mal im Linksverkehr. (Den Test mit dem Instructor hatte ich erfolgreich gemeistert. Nur hatte mir keiner erzählt, dass ich nochmal einen kleinen Test mit einem Menschen ausm Camphill machen muss. Ich nutzte also einfach so das Auto. Übrigens eine fantastische Eigenschaft der Iren: Sie verplanen alles, sind konstant zu spät, reden meist schwammig und nie direkt und verschieben am liebsten alles auf morgen – ich bin wohl perfekt hier, hihi.
Na jedenfalls wussten wir eine ungefähre Richtung, nämlich direkt nach Waterford (ne größere Stadt am Wasser) und dann mal schauen. Die Anfänge waren etwas holprig. Was ich bereits gelernt hatte, wenn man im irischen Verkehr überleben will, sind bestimmte Zeichen. Da wir uns zu Beginn unsicher über die Richtungen waren, winkte ich dem DHL Auto hinter mir aus dem Fenster zu, damit er mich überholen kann, damit wir in Ruhe im Schneckentempo über die Richtung diskutieren konnten. Er raste vor, stoppte, setzte den Blinker. Der nette Herr stieg mit einem riiiesen Grinsen im Gesicht aus und fragte: ‚Are you lost?‘ – und bot uns seine Hilfe an. Irre, oder?
Er wies uns dann den Weg und wir waren erstmal ne Runde baff über so viel Hilfsbereitschaft.
Gut, wir also über Waterford an die Küste. Wir waren auf der Suche nach einem Strand ohne Zivilisation, was wohl bei knapp 4,6 Mio Einwohnern in ganz Irland nicht so schwer sein mag.
Wir wurden auch fündig. Vor uns bot sich ein Strand, ohne Menschen, mit purer Natur. Wir hatten uns zuvor noch in Waterford was zum Picknicken geholt, und machten uns mit dem ganzen Stuff und unser-einer auf Richtung Klippe. Wir kletterten über die Steine und landeten irgendwann an der Spitze, schauten aufs weite Meer hinaus. Die Sonne ließ sich blicken und wir saßen bei Käse und Baguette und äußerst günstigen (!!!!) Tomaten auf den Klippen. Nach 1- 2 Stunden merkte ich jedoch, dass wir uns schleunigst verdrücken sollten, da das Wasser uns immer mehr zu umrunden drohte. Es war also etwas nass.
Wir machten uns dann weiter auf nach Tramore, eine kleine Touristenstadt am Wasser. Tramore ist bekannt für seinen unglaublich schönen Strand. Zudem hat die Stadt zwei so ne coolen elektronischen Vergnügungsbuildings zu bieten – da kann man Glücksspiele spielen, auf Motorrädern umherdüsen – na eben diesen ganzen elektronischen Schnulli wie aufm Rummel. Ist schon cool. Da habe ich mir dann auch so einen mega kitschigen Ring gekauft – da gab’s unheimlich viel Kitsch, ein Traum für jeden Insider.
Es macht echt mega Spass in Irland zu fahren. Abgesehen davon, dass es nicht gerade ungefährlich ist – nicht umsonst sind hier so viele Grabsteine am Rand zu sehen. Die Straßen sind kurvig, nicht groß und die Geschwindigkeiten !!! Man fragt sich manchmal, ob die die Geschwindigkeitsschilder wahllos auf der Straße verteilt hat oder ob auch vorher darüber nachgedacht worden ist. Funny. Du hast die schärfsten Kurven und darfst laut Schild immer noch 80 km/h fahren. Außerdem gilt hier oft das Recht des Stärkeren. Ist die Straße eng und keine Mittellinie vorhanden, muss einer etwas mehr ausweichen. Und das sind sicherlich nicht die Iren. Wenn man bedenkt, dass sie so gut wie immer unpünktlich sind, verstehe ich auch die Eile
An einem anderen Day-off waren wir ebensfall mit ein paar Leuten ausm Camphill an der Küste – genannt: Stradbally. Menschenleer. Wir erfuhren dort, dass auch für Irland ungewöhnliche Dschungelverhältnisse gelten können. Eine alte Co-Workerin erzählte uns, dass es einen Weg auf zu den Klippen gibt. Es war einmal ein Weg.. niente, es war nur noch purer Dschungel. Wir wollten aber dennoch hoch und dachten: ‚Passt schon!‘. Wir kämpften uns demnach durch das ganze Unkraut, waren voll Kratzer, voller Kletten, voller Bisse, voller Dreck- und ich vor allem schön mit Leggins und Stoffschuhen.
Aber wir wurden oben erneut mit einem wunderschönen Ausblick belohnt, und diesmal war es richtig oben! Wunderschön!
Den Rückweg versuchten wir anders zu meistern. Wir kletterten über die Zäune, wo die Schafe grasten und suchten einen Weg, but no way. Kein Entkommen! Also mussten wir diesen üblen Weg wieder zurück, puuuh.
Auch hier beginnt es nun langsam Herbst zu werden. Jeden Tag kann man die Färbung der Blätter verfolgen, wunderschön. Hier herrscht eine andere Kalenderrechnung. Herbst beginnt hier bereits schon am 1. August, Winter am 1. November, der Frühling am 1. Februar und der Sommer am 1. Mai. Und man merkt auch jahreszeitlich diesen Unterschied. Irgendwie ist diese Kalenderansicht more up-to-date als die unsrige.
08.09.2013 - Abenteuer am day-off müsste diese
Überschrift lauten, wenn die einzelnen Blogabschnitte welche hätten. An meinem
einzigen freien Tag in der Woche beschloss ich, eine Fahrradtour zu
unternehmen, um mich mal wieder richtig auszupowern – nicht so’n Mutti-Sport
wie sonst immer (Zeit zum Bewegen ist rar, ihr wisst das, und spazierengehen
geschieht hier nur im Schneckentempo). Also, auf auf ging es, Ziel: Kilkenny,
Distanz: 15km. An und für sich jetzt nicht wirklich DIE Streckendistanz. Jaa,
typischer Fall von denkste.
Nach einem ausgedehntem Frühstück und genügend Schlaf ging es los –zunächst ins
5km entfernte Callan, da ich unbedingt n Schloss brauchte – in Ballytobin
braucht man an und für sich weder Schlösser noch muss man die Türen
verschließen, aber wenn man in die ‚große, weite Stadt‘ Kilkenny möchte, sollte
man schon für die Fahrradsicherung sorgen. Das war schon der erste Umweg. Dann
ging es weiter Richtung Kells, einem kleinen Dörfchen. Ich dachte, das wäre nur
eine kurze Distanz. Es waren dann letztendlich aber doch noch ganze 9 km nach
Kells. Auf dem Weg dorthin traf ich dann übrigens auch auf diesen großen
schwarzen Hund, der Lust hatte, einfach mal so aus purer Freude, mir auf dem
Fahrrad hinterher zu jagen. Ich muss dazu sagen, die Grundstücke sind ja meist
umzäunt, wie gewohnt, aber es gibt meistens keine Zauntüren. Eine Menge Leute
halten sich hier natürlich ebenso Wachhunde, die bellen dann auch wie blöde,
aber verlassen normalerweise nie ihr Grundstück – es scheint, als gäbe es eine
unsichtbare Wand. Doch dieser Hund hatte wahrscheinlich ne Sinnestäuschung und
nahm diese ‚magic wall‘ nicht wirklich wahr. Nun ja, um zum Punkt zu kommen:
Der Hund rannte mir hinterher, ich erschrak mich so sehr, dass ich sofort die
Balance verlor und in die nächste Hecke rauschte (ist bei so viel Natur auch
nicht so schwer). Ausschlag, Kratzer und ein bis zum Hals schlagendes Herz
waren die Folge. Das Problem war auch, dass mein Rad zu dem Zeitpunkt nicht das
Beste war. Es eierte, und zwar enorm, und es war viel zu klein für mich. Puh, aber ich schwang mich gleich wieder aufs
Rad und sauste von dannen. Nun ja, letztendlich trudelte ich dann in Kells ein –
nach 14km Umweg. Weitere 12 km nach Kilkenny – über Berg und Tal. Es war soo
anstrengend. Die Sonne brannte an diesem Tag so mega doll – und ich Dödel nahm
auch noch so viele Klamotten mit. Ich wurde jedoch mit wunderbaren Aussichten
belohnt. In Kilkenny verbrachte ich dann auch wiederrum eine schöne Zeit. Dadurch
dass ich alleine unterwegs war, kam ich mit mega vielen Menschen ins Gespräch.
Die Rückfahrt war dann auch wieder herrlich, da ich irgendwann die Orientierung
verlor und erneut um die 10km Umweg fuhr.. summa sumarum macht das dann in etwa
45km an einem Tag – ich war so absolut fertig und entkräftet – aber genau das,
war mein Ziel. Manchmal braucht man genau das – an seine Grenzen kommen und spüren,
dass alles auch endlich sein kann. Sich zwischenzeitlich zu schwören, man macht
das nie wieder und dennoch stürzt man sich mit dem gleichen Enthusiasmus und
derselben Motivation ins nächste Abenteuer.
Steppel (Sonntag, 04 Mai 2014 06:22)
Die Januar-Storys sind sehr interessant u mega witzig XD bitte mehr von den Iren, die nach Bieren gieren..
Nicole (Montag, 09 Dezember 2013 10:38)
Lang nischt mehr gehört, Trulla!
verena-goes-ireland (Mittwoch, 20 November 2013 14:00)
Ich bin so froh, dass wir Miss M. gemeinsam betreuen, könnte mir keine bessere co-workerin wünschen und dein Blog ist toll, macht so Spaß zu lesen <3
big brother (Mittwoch, 18 September 2013 15:58)
Bin beeindruckt kleines Schwesterlein. Vielleicht kommen wir dich mal besuchen.
Jule (Sonntag, 08 September 2013 11:39)
Ach Franzi, das ist so typisch du.
Es macht riesen Spaß deine Abendteuer zu lesen und was zu lachen ist ja immer dabei.
Vermiss dich Maus!!!
Drück dich und knutsch dich!!!
derek o (Freitag, 16 August 2013 22:11)
My wife was there at the Camphill community in 1996. Viel Spaß und vielleicht ein paar tropfen "Whisky in the Jar" für uns.