-Januarloch-
Ich weiß, es wird Zeit mal wieder von mir hören zu lassen.. lang lang ist’s her, die Ferien schon lange vorüber, der Alltag ist zurück nach den ‚12 Holy Nights‘, in denen man ausschlafen durfte,
das gemeinsame Frühstück zeitweise abgeschafft worden ist, putzen nicht ganz so überbewertet worden ist und und und.. die 12 Heiligen Nächte, die vom 25.12. – 06.01. andauern, waren wirklich
großartig. Es wird erzählt, dass in dieser Zeit böse Geister ihr Unwesen treiben, weshalb man lieber Arbeit und Hausarbeit ruhen lässt, und sich eher ganz auf seine körperliche und seelische
Regenerierung konzentrieren sollte. Wirklich eine nette Idee, so nach dem ganzen Weihnachtsstress und dem ganzen Gefuttere. Nun ja! Aber die Holy Nights sind schon lange über.. und ich blicke auf
eine anstrengende Phase zurück. Denn der Übergang von den Ferien in den Alltag fiel mir ganz und gar nicht leicht. Mir fiel in der ‚Ruhephase‘ auf, wie anstrengend doch diese ganzen Pflichten
hier sein können und welche Herausforderung es doch ist, jeden Morgen von Neuen aufzustehen und eben immer und immer wieder dasselbe zu fabrizieren. Wie auch immer.. Ich lebe noch! Am
Neujahrstag, dem 1.1.2014, bin ich mit Declan, eine gute Seele im Hause Sweeneys, und seinem Sohn zum ‚Wellie Race‘ nach Castlecomer gefahren. (http://www.wellierace.com/) – es war schweinekalt.
Nass, kalt, grau. Mit Jacken à la 3 Schichten hab ich mich dem kleinen Festival gestellt, der schon allein dem Namen wegen irischen Craic (Spass) verspricht. Zunächst gab es eine Art ‚Parade‘ mit
getunten Karren und schauspielerischen Einlagen. Jedes ‚Team‘ hatte sein Auto- Traktor oder Moped nach einem bestimmten Motto umgebastelt (zum Beispiel Ghostbusters, 1. Weltkrieg). Sofern sie an
den Juroren vorbeifuhren, gab es eine kleine Szene. Nach dem das Spektakel vorbei war, ging es zum eigentlichen Hauptereignis: Der Neujahrslauf - so wie wir ihn auch in Deutschland kennen, nur
eben wurde dieser teilweise in lustigen Kostümen und in Gummistiefeln absolviert. What a craic ! :D Ansonsten ist es hier derzeit nicht ganz so aufregend..der Winter ist hier fast überstanden, da
nach irischem Kalender der Frühling am 1. Februar startet. Was meint ihr, wie sehr ich mich darauf schon freue! Das Wetter ist noch relativ unausgeglichen und es stürmt ab und an noch extrem. Der
ein oder andere hat ja eventuell von den Sturmausmaßen in Irland und England gehört. Nun ja, wir sind wenig betroffen hier in der Region, aber andere Küstenstreifen hat es ganz schön erwischt.
Ansonsten war ich das ein oder andere Mal in den vergangenen Wochen in einem Pub in Thomastown. Ganz großartige Location! Thomastown ist an und für sich ein ganz besonderes Örtchen, besiedelt mit
unzähligen Künstlerseelen. Der Wohlfühlfaktor klebt einfach an der kleinen Stadt. Der Pub hat alternativen Charme und auch die Leute sind einfach großartig sympathisch. An Donnerstagabenden
(eigentlich der Start des irischen Wochenendes) gibt es dort so ne Art ‚Open Mic‘ – (ja, dem Ruby’s Tuesday mit seiner Veranstaltung ‚Open Stage‘ verdammt ähnlich) – so das heisst, Künstler
springen auf die Bühne, slammen die Gitarre, bedienen die Drums und singen leidenschaftlich ins Mic. Ich selbst realisierte nun nach monatelangem ‚Wollen‘ endlich einmal mein Vorhaben, das
Gitarre spielen anzufangen. Yeah, ich bin gerade fleißig am Üben von Johnny Cash’s Song – ‚Hurt‘!
1 – 2 Stories bezüglich der irischen Mentalität muss ich euch aber unbedingt noch mitteilen. Verena und ich haben hier in unserer kleinen Bibliothek folgendes Buch: ‚Stuff irish people love‘ – dieses Buch ist der Knaller. Als ich es gelesen habe, kam ich aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Ich konnte einige Parallelen ziehen und muss euch einfach daran teilhaben lassen.
Das erste Ding war, dass ich darüber las, dass Iren gerne Todesanzeigen in der Zeitung durchblättern oder über Verstorbene im Radio berichten. Und tadaaahaa! Tatsächlich! Wir haben hier im Camphill weder TV noch Radio. Einmal im Auto habe ich ausnahmsweise einmal nicht bei der Werbung im Radio umgeschaltet (Jesus, die Werbezeit im Radio beträgt manchmal 15 Minuten) – und dann hörte ich mit einem halben Ohr, wie die nette Dame im Radio Verstorbene aufzählte, inklusive Sterbedatum, –uhrzeit. Und natürlich ließ sie auch nicht unerwähnt, wann denn die Beerdigungsfete zugunsten des Verstorbenen steigt. Jaaa, richtig gehört! Beerdigungspartys liegen hier total im Trend und werden gern besucht! Im Zitat zum Aspekt ‚Beerdigungen‘ wird als Schlussfolgerung in dem oben genannten Buch angegeben:
„As social events, Irish funerals are in many ways similiar to irish weddings, the main difference being of course that there’s one less drinker.“
Aber nicht nur das klingt nach verrückten liebenswerten Menschen, was die Iren 100%ig sind. Anfänglich war ich leicht verwundert, wenn ich auf der Straße (so was wie Wege gibt es hier ja auf dem Land in der Pampa nicht) umherlief oder langradelte und mir annähernd jeder Autofahrer zuwinkte. Zunächst fing ich an, in meinem Gehirn herumzukramen, ob ich diese Menschen irgendwoher kennen könnte – kam dann aber in die Realität zurück, um festzustellen, dass das absolut nicht möglich ist. Nun ja, mittlerweile winke auch ich im Auto jeder Art von Mensch zu.. und warum? Na um des Spaßes wegen. Der Craic ist den Iren hier nämlich heilig!
Eine unheimlich lustige Tatsache ist auch die folgende hier: Wegbeschreibungen von Iren an Fremde. Die Iren gehören mit zu den freundlichsten Menschen der Welt, und das zeigen sie einem hier auch bei jeder bestmöglichen Gelegenheit ! Selbst wenn sie eigentlich keinen Plan haben, wo sich etwas befindet oder was man da macht.
Man stelle sich vor, Hans XY möchte zu Murphy’s Bar!
„Excuse me sir, could you direct me to Murphy’s Bar?“
‚Sure, you see that Garda Station? Turn left there until you come to Mick’s house, then go right past the post box and if you see a cow in a field, you’ve made a wrong turn. In which case you should retrace your steps to the river and if there’s a man fishing there, cross the bridge and turn right until you come to a green house at the top of the hill. You should be able to see Murphy’s Bar from there, if there isn’t a mist.’
Genau so erging es mir letzte Woche auch! Ich rief in einem Reitzentrum an, um mich über Preise etc. zu erkundigen. Als ich die Dame am Telefon dann fragte, wie ich dann genau fahren müsste, um zu ihnen zu gelangen, bekam ich folgende Antwort: ‚Ja, von wo genau startest du denn? Callan?! Ja, achso, gut. Dann fährst du erst einmal Richtung Piltown/ Carrick-on-Suir. Du folgst immer der Straße, bis du an dem Pub Delaney’s vorbeikommst. Kennst du Delaney’s? Ja, genau, den Pub musst du passieren. Dann kommt 1 ½ Meilen weiter eine Gabelung. Du folgst der linken Straßenabzweigung. Mache klar, dass du auch wirklich diesen nimmst. Und dann fährst du noch einmal etwa 2-3 Minuten. Du musst ganz unbedingt den Pub Murphy’s passieren, denn dort da gleich auf der rechten Seite sind wir. Ob wir ein Schild dort haben? Nein, aber wenn nicht, fragst du einfach XY dort, der wird dir weiterhelfen!‘
Okay! Thanks a million ! Alles roger!
Steppel (Sonntag, 04 Mai 2014 06:22)
Die Januar-Storys sind sehr interessant u mega witzig XD bitte mehr von den Iren, die nach Bieren gieren..
Nicole (Montag, 09 Dezember 2013 10:38)
Lang nischt mehr gehört, Trulla!
verena-goes-ireland (Mittwoch, 20 November 2013 14:00)
Ich bin so froh, dass wir Miss M. gemeinsam betreuen, könnte mir keine bessere co-workerin wünschen und dein Blog ist toll, macht so Spaß zu lesen <3
big brother (Mittwoch, 18 September 2013 15:58)
Bin beeindruckt kleines Schwesterlein. Vielleicht kommen wir dich mal besuchen.
Jule (Sonntag, 08 September 2013 11:39)
Ach Franzi, das ist so typisch du.
Es macht riesen Spaß deine Abendteuer zu lesen und was zu lachen ist ja immer dabei.
Vermiss dich Maus!!!
Drück dich und knutsch dich!!!
derek o (Freitag, 16 August 2013 22:11)
My wife was there at the Camphill community in 1996. Viel Spaß und vielleicht ein paar tropfen "Whisky in the Jar" für uns.